Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen stagnierte zu Beginn der 90er Jahre auf einem hohen Niveau, obwohl die Entwicklung der Beschäftigung in Heidelberg insgesamt positiv verlief. Im Arbeitsamt Heidelberg war das keine Überraschung, hatte sich doch bereits Jahre zuvor die Langzeitarbeitslosigkeit von der Entwicklung im allgemeinen Arbeitsmarkt abgekoppelt.
Kurz nach dem Beginn der Amtszeit von Oberbürgermeisterin Beate Weber trat im Verlauf des Jahres 1991 die Direktion des Arbeitsamtes Heidelberg an die Stadtverwaltung mit der Bitte heran, eine kommunale Gesellschaft zu gründen, die sich des Problems der wachsenden Arbeitslosigkeit von Menschen mit einfachem gewerblichem Profil annehmen sollte. Gesagt, getan! In der Stadt fiel diese Initiative auf fruchtbaren Boden, der Gemeinderat beschloss zeitnah die Gründung einer solchen Gesellschaft, so dass die Heidelberger Dienste gGmbH (HDD) im Mai 1992 gegründet werden konnte.
Unser Ziel war, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit einfachem gewerblichem Profil zu schaffen. Eine der ersten Aktivitäten war die Betreuung der “Sammelstelle Am Oftersheimer Weg” als Vorstufe zum späteren Betrieb der städtischen Recyclinghöfe. Diese wurden bis Mitte der neunziger Jahre eingerichtet und waren Teil einer modernen Abfallwirtschaftskonzeption, deren Grundlage der Gedanke der Kreislaufwirtschaft war.
Ergänzend hierzu konnten wir eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) “Sanierung der Heidelberger Altfriedhöfe” einrichten. Im Rahmen dieser ABM wurden z.B. in größerem Umfang die Wege auf dem Bergfriedhof saniert. Unser drittes Startup-Projekt trug den formalen Titel “Rekultivierungsmaßnahmen im Stadtgebiet”; so entstanden ein von uns sanierter, heute wieder erfolgreich genutzter Weinberg “Ob der Bruck”, viele Streuobstwiesen und anderes mehr. Zum Ende des Wirtschaftsjahres zählten die Heidelberger Dienste 32 engagierte Köpfe.
In den Folgejahren stiegen in der Bundesrepublik die Arbeitslosenzahlen auf zuletzt über 5 Millionen Menschen an. Langzeitarbeitslosigkeit, bis dato ein Phänomen, das Menschen mit fehlender Berufsausbildung oder vergleichbarer Qualifikation betroffen hatte, erreichte die Mittelschicht. Eine qualifizierte Ausbildung, ein Studium oder Berufserfahrung schützten nicht mehr vor lang anhaltender Arbeitslosigkeit. Dazu entwickelte sich Jugendarbeitslosigkeit zu einem drängenden Problem. Diese Entwicklung schaffte Nachfrage nach Dienstleistungen, die bis dahin nicht zu unserem Angebot gehörten. Beratung, Betreuung und Vermittlung durch die Heidelberger Dienste waren plötzlich stark gefragt. Der Azubi-Fonds und das Beratungsprojekt Frauen Plus waren hierbei wichtige Meilensteine zu Beginn des neuen Jahrtausends und ergänzten unsere vielfältigen Arbeitsgelegenheiten jenseits sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Gesetzliche Grundlagen unserer Arbeit – und damit wichtige Quelle zur Finanzierung unserer Projekte und Angebote – waren das Arbeitsförderungsgesetz (AFG), das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) und der Europäische Sozialfonds (ESF). Zum 1. Januar 1998 wurde durch das Arbeitsförderungs-Reformgesetz (AFRG) die Arbeitsförderung als dritter Teil (SGB III) in das Sozialgesetzbuch der Bundesrepublik eingegliedert. Zum 1. Januar 2005 trat die “Grundsicherung für Arbeitssuchende” in Form des SGB II in Kraft. Beides wichtige Schritte hin zu einer modernen Arbeits- und Beschäftigungsförderung, mit einem damals interessanten und ausreichend finanzierten Instrumentarium Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Ein wichtiger Aspekt war dabei auch, dass mit der Reform die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit vor allem aus Steuer- und nicht mehr aus Beitragsmitteln der Versichertengemeinschaft finanziert wurde.
War die Entwicklung der Heidelberger Dienste in den ersten Jahren vor allem durch ein Ausweiten von Projekten und Aufgaben mit gewerblichem Schwerpunkt im Rahmen unseres Unternehmensbereichs “Kommunale Beschäftigungsförderung” geprägt, so wurde in den letzten 10 Jahren vieles an Bedürfnissen und neuen Themenschwerpunkten an uns herangetragen. Neben der bereits erwähnten Diversifizierung unserer gewerblichen Dienstleistungen (z.B. der Veranstaltungsservice “Fest & fertig”, “Die Möbelhalle”, aktuell die Pflege und Betreuung der Alla Hopp!-Anlage) folgten weitere Beratungs- und Vermittlungsangebote. “BIWAQ II – Jobcoach Emmertsgrund”, “Mein Wiedereinstieg”, “BIWAQ III – Kommunale Dienstleistungen als Qualifizierung für Langzeitarbeitslose”, “Stark im Beruf” und “Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein” sind nur einige Beispiele aus unserem Unternehmensbereich “Kommunaler Arbeitsmarktservice”, die dokumentieren, wie vielfältig und breit die aktuellen Dienstleistungen der Heidelberger Dienste sind.
Mit der Initiative zur Gründung des “Bündnis für Familie Heidelberg” (2007) als reines, lebendiges Arbeitgebernetzwerk, setzten wir für uns einen weiteren wichtigen Schwerpunkt: “Vereinbarkeit von Beruf und Familie”. In den letzten zehn Jahren sind eine Fülle (über 90) von Lösungen, Aktionen und Projekten entstanden, die die Arbeitswelt familienfreundlicher werden lassen.
Im Jahr 2013 wurden wir beauftragt, ein Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft, das heutige DEZERNAT 16 zu betreiben. Neben den, im Dezernat reichlich vorhandenen, gewerblichen Aufgaben zeigen sich in der Kultur- und Kreativwirtschaft vielfältige Formen und Modelle moderner und zukünftiger Arbeit und Zusammenarbeit. Das Dezernat 16 hat sich daneben zu einem gefragten Veranstaltungszentrum in Heidelberg entwickelt, eine perfekte Ergänzung zu unserem Veranstaltungsservice Fest & fertig.
In den letzten Jahren entwickelte sich der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik – anders als bei vielen unserer europäischen Partner – ausgesprochen gut. Dafür klagen viele Arbeitgeber über einen zunehmenden Mangel an Fachkräften, aber auch einen eklatanten Nachwuchsmangel. Unsere Projekte wie “Move for your future”, das Welcome-Center-Rhein-Neckar im Verbund mit Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis, sowie letztlich das AUSBILDUNGSHAUS sind ein wichtiger Beitrag Heidelbergs zur Fachkräftesicherung und tragen der zunehmenden Europäisierung des Arbeitsmarkts Rechnung.
Die Heidelberger Dienste hat in den letzten 25 Jahren unglaublichen Veränderunge durchlaufen. Beginnend mit den ersten Gehversuchen im Rahmen von ABM-Projekten hat sich die gGmbH zu einem vielfältigen sozialen und kommunalen Instrument entwickelt, das Dienstleistungen für unser Gemeinwesen rund um die Schwerpunkte Arbeit und Beschäftigung bereitstellt.
Auf die Zukunft der Arbeit freuen wir uns, besonders hier bei den Heidelberger Diensten!